Sie durfte sich an diesem Abend über einen farbenprächtigen Blumenstrauß und einen Gutschein freuen, der ihr ein Jahr lang freien Kinoeintritt gewährt. „Dieser Erfolg ein starkes Jahr nach der offiziellen Eröffnung ist eine Riesenmotivation für uns“, freut sich Uwe Kemmer. Die wirkliche Zahl der Besucher schätzt er auf 7000 bis 8000, denn es gab einige kostenlose Kinoveranstaltungen im Vorfeld der Eröffnung. Erst danach wurde mit dem Verkauf nummerierter Eintrittskarten begonnen.
„Wir freuen uns vor allem, dass es uns gelungen ist, auch die Skeptiker zu überzeugen“, so Kemmer. Mittlerweile kann sich das kleine feine Kino über ein schönes Stammpublikum freuen. Auch an diesem heißen Sommerabend bei 30 Grad war das Kino gut gefüllt. Die größten Besucherzahlen bescherte im Juni der Film „Ziemlich beste Freunde“, der viermal gezeigt wurde. Obwohl er kurz zuvor im Cineplex lief, war das Nostalgiekino mit seinen 168 Plätzen zweimal ausverkauft und zweimal sehr gut besucht. Das Nostalgiekino sieht sich nicht als Konkurrenz zu den großen kommerziellen Kinos im Umkreis. Mindestens zwei Mal pro Monat, im Herbst/Winter sogar bis zu sechs Mal, hat das Universum seine Türen geöffnet. „Würden wir mehrfach die Woche spielen, bekämen wir das Kino nicht voll und könnten uns nicht finanzieren“, so Uwe Kemmer. Die Filmauswahl richtet sich in der Regel nach den Wünschen der Besucher. Immer wieder werden auch aktuelle Filme gezeigt, die in den großen Kinos auslaufen, oft präsentiert man jedoch Kinoklassiker.
Das Publikum ist bunt gemischt, vorwiegend die Generation „30 plus“, so Uwe Kemmer. Dazu gehört auch die sehr persönliche Kurzeinführung in den jeden Film durch ein Mitglied des Kinovereins. An jedem Abend sind sechs bis zehn Mitglieder des Kinovereins im Einsatz, die sich um das Wohl der Gäste bemühen.
Dank der Unterstützung durch viele Sponsoren und großer Eigenarbeit ist der Verein schuldenfrei, nachdem er 40 000 bis 50 000 Euro in die Renovierung des alten Universum-Kinos investiert hat. Jetzt stehen noch die Dachsanierung und die Toilettenanlagen an, die ebenfalls nur über Spenden zu stemmen sind. Obwohl 50 Prozent der Eintrittsgelder an die Filmverleiher abgeführt werden müssen und Kosten durch Heizung, Strom, Haftpflicht und Gema entstehen, arbeitet das Nostalgiekino kostendeckend. „Ohne das Herzblut unserer Mitglieder wäre das alles nicht möglich“, unterstreicht Uwe Kemmer. Vor allem freue man sich auch über die Unterstützung durch große Filmverleihe wie „Warner Brothers“. „Es gibt viele Wünsche, aber nicht alle Filme sind erhältlich. Das bedeutet oft Detektivarbeit“, erklärt er, denn normalerweise gehen die Filme an die Macher zurück, wenn die Filmrechte auslaufen. „Aber ein paar Verleiher haben noch große Klassiker im Programm.“ Dazu gehört der John Wayne-Western „Rio Bravo“ mit Dean Martin. Das Nostalgiekino zeigt den Film nicht von der Festplatte, sondern konnte eine Filmkopie vom Original ergattert. Um im Vorfeld mit dem richtigen Flair werben zu können, wurde im Internet nach den alten Filmpostern gesucht. „Es wäre jetzt natürlich klasse, wenn die Westernfans mit Cowboy-Stiefeln zur Vorführung kämen“, lacht Uwe Kemmer. Ein weiterer Höhepunkt ist für den 7. September mit dem Rolling Stones-Film „Shine a light“ angekündigt.